Schon Schmerzmittel genommen?

Schon Schmerzmittel genommen? Diese Frage könnte einem schon morgens in den Kopf kommen

Wenn du dich morgens im Bett streckst, denkst du da „So eine Sch…, das tut echt weh. Ich sollte eine Tablette nehmen“? Oder wenn der Tag mal wieder länger wird und du noch einige Sachen erledigen möchtest, kam dir da schon einmal der Gedanke „wäre gut, ich nehme vorsorglich was ein, damit es nachher nicht zu spät ist“. Tatsächlich geht es in diesem Artikel weniger um Schmerzmittel wie in meinem Artikel Liefestyle Medikamente und das Ischgl Phänomen , aber siehe selbst.

Nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. leben in Deutschland zwischen 8 und 16 Millionen Menschen mit chronischen, also anhaltenden Schmerzen. Am meisten sind dabei Schmerzen am Bewegungsapparat zu verzeichnen. Dazu zählen Rückenschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen und ebenso Knie- und Hüftschmerzen. Eine qualvolle Tortur für die Betroffenen. Bislang ist unser Gesundheitssystem nicht auf Schmerzpatienten wie dich eingestellt. Gut untersucht ist das am Beispiel oben genannter Rückenschmerzen. In einer Studie untersuchte man vollkommen schmerzfreie Menschen in einem MRT, welches detaillierte Aufnahmen der Wirbelsäule macht. In der Altersklasse der 30-Jährigen zeigten die Aufnahmen 52 % Abnutzungserscheinungen der Bandscheibe und 40 % hatten sogar einen Bandscheibenvorfall. In der Alterspanne der 40 bis 50 jährigen hatte jeder zweite einen Bandscheibenvorfall.

 

Eines hatten alle Probanden gemeinsam-sie, waren vollkommen schmerz- und beschwerdefrei! Das wirft die Frage auf, weshalb bei identischer Schädigung des Bewegungsapparates die einen an Schmerzen leiden und die anderen nicht.
Der mechanische Schaden ist identisch und kann daher nicht das Problem sein. Schmerz ist etwas sehr Individuelles und ebenso abhängig von der Persönlichkeit eines Menschen wie auch von seiner kulturellen Herkunft, seinen Erfahrungen, seinem Umgang mit Anspannung, seiner Ernährung und vielem mehr.

Schmerzen verstehen

Es existieren unterschiedliche Arten von Schmerzen. Die am häufigsten Auftretenden kannst du unterscheiden in somatisch und viszeral.
Hast du somatische Schmerzen, kannst du genau beschreiben, wo es wehtut und eventuell was es auslöst. Wenn das der Fall ist, zählst du wahrscheinlich zu den 10-20 %, der Betroffenen.
Wenn du viszerale Schmerzen hast, sind sie eher diffus, flächig und weniger greifbar in einer Region lokalisiert. Damit zählst du zu den 80-90 %% der Betroffenen.
Die Herangehensweise unseres Gesundheitssystems entspricht dem somatischen Schmerz. Dafür gibt es gute Diagnostik und wirksame Medikamente. Für den überwiegenden Teil der Betroffenen fehlt es an guten Lösungen. Sie durchwandern das System so lange, bis sie als psychosomatisch oder austherapiert abgestempelt werden. Dabei erhalten sie meist schmerzunterdrückende Medikamente, die zeitweise Linderung verschaffen.
Es ist weder dem Arzt noch dem Therapeuten zu verübeln. Es fehlt schlicht an Zeit im System, sich mit dem Klienten näher zu beschäftigen, genauer hinzuschauen und mit ihm eine Lösung zu erarbeiten. Ich bin der Meinung, diese Schnittstelle kann besser gelöst werden.

Brain & Neuron

Wie funktioniert Schmerz?

Schmerz ist die Antwort des Gehirns auf einen äußeren Reiz. Es gleicht permanent ab, ob Gefahr für dich besteht. Dadurch reagiert es im Gefahrenfall mit einem Schmerzsignal als Schutzhinweis. Deine Reaktion darauf ist Schutz und Sicherheit in Ruhe, Schonung und Vermeiden von Belastung der Region, die schmerzt zu suchen. Ist dein Gewebe wieder geheilt oder die Gefahr vorüber, besteht häufig eine veränderte Wahrnehmung der ursprünglich gefährdeten Region. Dein Gehirn hält seine Schutzmechanismen durch die Übertragung von Schmerzsignalen aufrecht. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind 12 Hirnbereiche bei Schmerzen betroffen. 

Jeder Bereich hat seine eigene Aufgabe. So regelt zum Beispiel ein Teil die emotionale Verarbeitung von inneren und äußeren Informationen. Ein anderer die hormonelle Lage und damit auch das Immunsystem oder deine Stimmung. Wieder ein anderer trifft rationale Entscheidungen und plant voraus usw. Wenn das Schmerzsignal von deinem Gehirn, wie oben beschrieben, aufrecht erhalten bleibt, dann betrifft es auch diese zwölf Hirnbereiche. Damit hat es Auswirkungen auf all die Funktionen, die diese Bereiche ausführen. So verändert sich vielleicht deine emotionale Lage. Möglicherweise auch deine mentale Belastbarkeit oder die vorausschauende Planung und damit das miteinbeziehen von Konsequenzen. Es kann sein, dass sich deine Atmung unmerklich verändert und vieles mehr. Dein Gehirn entscheidet sich damit auch Energie zu sparen. Dein Spielraum für Aktivität wird reduziert, obwohl das ursprünglich Verletzte oder gefährdete Gebiet keine Probleme mehr verursacht. Deine Schonung sorgt nun für das tatsächliche Problem.

Rahmenbedingungen für Schmerzfreiheit

Eines vorweg, es gibt nicht die eine Lösung! Schmerz muss immer individuell angegangen werden. Das wird dann klar, wenn man sich folgendes Beispiel veranschaulicht:

Im Laufe deines Lebens füllst du deinen Körper ähnlich wie einen Kochtopf mit Umweltfaktoren wie Toxinen, Fehl-belastungen, deiner Schlafqualität, Genetik, der Summe an Verletzungen, psychischem Erleben, dem, was du täglich isst, Bewegung, Nährstoffen … Je nachdem wie die Qualität dieser Zutaten ist, steigt oder fällt der Wasserspiegel im Kochtopf. Läuft er über, dann kann das System die Temperatur nicht mehr regulieren. Schmerz hat in diesem Moment eine Chance, dauerhaft zu bleiben.

Eine Lösung liegt darin, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Gesundheit in deinen Alltag integrieren! Das hat zur Folge, dass dein Gehirn die beschriebene Gefahreneinordnung reduziert. Es fühlt sich zunehmend sicher und reduziert seine Schutzmechanismen.
In vielen Fällen reicht aber ein gesünderer Lebensstil mit Empfehlungen wie mehr Bewegung und gesünderes Essen nicht aus. Dann ist es notwendig, ganz bestimmte Bereiche des Gehirns gezielt anzusprechen. Je nachdem, welcher Bereich deines Gehirns betroffen ist, untersuche ich seine Funktion und mit Übungen aus der Neurologie lassen sich diese wieder verbessern. Dein Gehirn bekommt wieder klare und sichere Informationen, woraufhin es seine Schutzmechanismen reduzieren kann. Das geht schnell, sehr schnell.
Information und Verständnis reduziert nachweislich in mehreren Studien die Intensität von Schmerz und fördert damit die Heilung. Wenn dir mein Artikel dabei geholfen hat, dann freue ich mich um so mehr, wenn du ihn teilst und deinem Umfeld damit eine Chance auf Schmerzfreiheit gibst.